Basale Globalität im Erkennen

Basale Globalität im (religiösen) Erkennen

 

1.      Beginnt man mit Jaspers, so wäre Offenbarung eine religiöse globale Erkenntnisstruktur, die das Sprechen des Menschen mit der ihn umbebenden Natur umdreht, der Gott (Natur) spricht seit der ‚Achsenzeit‘ mit dem Menschen und löst ihn dabei aus seiner unmittelbaren Bindung an das gespräch mit der Natur heraus. Es ist dies ein einfacher Gedanke, der, sowohl über alle Religionsgrenzen hinweg, als auch über alle Fragen des Ranges der Rassen und der Stände, die universale Gleichstellung des Menschen regelt. Dabei – man bedanke die Auswirkungen zweier abendländischer Weltkriege – galt es, zu viele selbstzerstörerische Konflikte ‚aufzuheben‘, Religion brauchte so nicht mehr als Basiskonflikt zwischen den verschiedenen Menschengattungen zu dienen. Statt dessen setze sich um die Interpretation des Gesprächs mit Gott, Offenbahrung‘,  gewissermaßen eine neutrale dritte Instanz in Bewegung, die auf tranzendetaler Meschenrettung beruhe, und so eine alle Länder. Regionen und Nationen global umfassende Verpflichtung aufgebracht habe, den basalen Momenten des Gesprächs zu Gott zu folgen, sie einzubauen in alle grundsätzlichen Erweiterungen der menschlichen Kommunikation. Das Viele im Einen geeint, im Erkennen der Not des Menschen. Man braucht nicht erst beim Islam anzufangen, um zu konstatieren, dass, folgt man Jaspers, ein solches globales Unterfangen auf große Widerstände stößt, unterstellt so doch einen so abstrakten Begriff von ‚Transzendenz‘, um die Viele auf ganz unterschiedliche Weise ringen, und deren ‚Erkennen‘ bei Manchen als Sünde, bei Anderen als ausgeschlossen gilt. Man brauchte als eine Neue, eine globale Theorie der Religion(n). Darüber muss man reden, ohne sich in den letzten Einzelheiten der „Differenz“ zu verheddern.



2.      Man sollte aber auch nicht die Parallelen vergessen, die sich in der neueren Biologie als ein neues Forschungsfeld eröffnet haben: „Basale Kognition“. Wie immer in der Biologie, geht es hier um Tiefen, nicht um Höhen des Erkennens. Biologen scheinen sich an der Frage zu scheiden, ob un wie natürliche ‚Intelligenz‘ in künstliche (AI) überführt werden könne und streiten sich dabei um den Kognitionsbegriff. Gibt es niedere oder höhere Formen der Kognition unter eifachsten lebenwesen schon? Und was meint der Begriff Kognition überhaupt, ist der dem der Intelligenz gleich zu stellen? Denn hier hat man sich ja auf bescheidene Lösungen geinigt, schon die „verkörperte Inetelligenz“ bringt so minimale Ebenen ins Spiel, die wir unter „prärationale“, eingebettete, soziale Intelligenz finden können, oder auch hier spielt „Differenz“ eine Rolle, prä- oder proto-rational.. was dann wieder doch die höhere Reverenz vor der meschlichen erhalten würde. Gefärliche Fragen also, mindestens so gefahrlich, wie wenn man im Islam dem „jihad“ nur eine miltärische Neigung zubilligte, nicht aber eine spirituelle. In der Biologie, darf man jedenfalls ungestraft behaupten, dass bis ninunter zu den „Einzellern“ die körperliche Nähe zur Nahrung Anpassungsleistungen hervorbrächten, die sich in molekkularen neurinalen Netzwerken ausweiteten, und damit – wenn auch in differenten Zelltypen (älterer oder jüngerer) Bau – Prinzipien neuronaler Netzwerke wie etwa Erregbarkeit und Plastzität vermitteln, also erste „intelligente“ Leistungen und Fähigkeiten. Man gebbraucht aber eben doch die Differenz: Reflex und Kognition sind eben noch zwei unterschiedliche Dinge.Aber die „Futterquelle“ spielt eine Rolle, bis hin zur Entwicklung von frühen Formen der „Konfliktbehandlung“. Doch basale kognition ist eben doch schon bei einfachsten Lebenwesen vorhanden: Wahrnehmung, Gedächtnis, sensomotorische Koordination, Bewertung, Fehlererkennung, Habituation, und Lernen, Enzscheidung un Kommunikation. (Letzeres dürften wir dann doch auch zur Neu-Bewertung der Jaspers-These heranführen.

„Es wird immer deutlicher, dass Intelligenz als ein weitverbreitestes, universales biologisches Phänomen berachtet werden muss“ (Fred Keijzer 2019)

Hier also steht basale Kognition nur als ein begrifflicher Kompromiss da, weil man eben doch einfachere von höheren Typen der Intelligen unterscheiden möchte (willkürlich, wie Pamela Lions meint). Da gibt es dann doch diese ungeheuere Parallele, zur „Anthropologie“, man könne ja doch in den einfacheren Formen durchaus allgememeine Prinzipien der Kognition erkennen, die helfen können, die Bauprinzipien komplexerer Organismsin zu durchschauen, u. ev. Sich für nachahmende Maschinen der KI nutzbar machen.

Bedenkenswertes Fazit:

„‘Basal Cognition‘ verändert die Perspektive. Statt bei den komplexesten Intelligenzleistungen des Menschen und seinen meist falschen intuitiven Vorstellungen, wie deise zu Stande kommen könnten, anzusetzen, beginnen die Forscherinnen bei molekularaen Signalketten. Ein Grundproblem wird freilich bleiben: Komplexe kognitive Leistungen lassen sich auf molekularer Ebene kaum sinnvoll beschreiben. Ohne differenziertere und trennschärfere Begriffe wird es also auch weiterhin kaum gehen. Denn trotz aller Ähnlichkeiten in den molekularen Wegen der Signalverarbeitung entwickeln weder Salatkopf noch Tomatenpflanze ein gesteigertes Ineresse an Schachpartien oder Kreuzwoerträtseln,“ (Manuela Lenzen, FAZ 25. Nov. 2020. S. N4.)

 

3.      Beim Verfolgen solcher Gedanken stößt man noch auf eine weitere Paralelle in der Literaturwissenschaft: Ernst Robert Curtius‘ Welt des Balzac. Mit Balzac kommt ein neues literarisches Verständnis der Weltbildung auf. Curtius verzeichnet schon einen großen Raum der Entwicklung in den Vorläufern Balzacs auf etwa in den Jahren zwischen 1835 und 45. Es handelt sich dabei um die Vorstellung einer Alleinheitslehre Balzacs: das All ist ein einziger Lebenszusammenhang, wenn auch in nicht gerade sichtbaren Verbindungen, Krüppers Einzelerscheinungen der individuellen literarischen Produktion und doch allumfassend in ihrer Gleichzeitigkeit, ja Gleichläufikeit der Ideenbilder. (Curtius entdeckt in den amerikanischen Essayisten Emerson bereits diesen Gedanken vorweggenommen: Allheit in dem was die unterschiedlichen Europäer etwa zwischen 1835 und 45 unterscheidet, wenn sie doch gleichzeitig dichten und fühlen und Denken und doch alle in irgendeiner Weise den romantischen und von Goethe weiterbetriebenen Begriff der literarischen Umweltbildung im modernen Roman umschreiben. Bei Balzac kommt hier insbesondere eine Form geistige Anschauung zum Tragen die den Gedanken der Alleinheitslehre folgt. Es ist magisches Denken, das sich über die Parallelen der Dinge, der Ereignisse, des persönlichen Lebens, die allgemeinen Lebenszusammenhänge hin ausbreitet. Ein neuer Vitalismus, der sich über über den beschreibenden Materialismus hinwegsetzt, ebenso wie rein spiritualistisches Schauen untergräbt und begrenzt. Im Kern der Individualitäten bilden sich die Gestzlichkeit des similia similibus ab, eine eigene Symbolik des Suchenden und Schauenden ab., indem er sich der Symbilik des Anedern angleicht, oder ihr schon angeglichen ist. Wie beim Menschen, so auch bei den Literaten: „Ihr oberstes Symbol ist die Kugel oder der Kreis: geschlossene Unendlichkeit, Adelheid als Einheit, Anfangslosigkeit und Unendlichkeit.“ (Curtius 1950, 192). Die Charakteristik des Alleinheitsdenkens ergibt sich bei Balzac aus der Vertiefung seiner geistigen Welt. Er steht da als ein Typus, ein individueller Fall, an den sich selbst eine allgemeine Gesetzlichkeit ablesen lässt noch die Einzigartigkeit Balzacs ergibt sich noch mehr aus seiner Individualität umspielt von einer mittleren Sphäre des überindividuellen worin sich eben seine geistige Anschauungsform zeigt, die den Ablauf der geistesgeschichtlichen Entwicklung ebenso wie den einmaligen und einzigartigen der Persönlichkeit Balzacs Raum verschafft.

Diese Eigenart der geistigen Form sieht Curtius sowohl bei Emerson als auch bei Balzac ausgeprägt.: „Die geistige Verwandtschaft zweier Dinge oder Menschen, die voneinander nicht wissen, sich im Prozess ihres Erkanntwerdens durch den betrachtenden Geist erst erkennen sich dann in ihrer individuellen geschichtlichen sinnvolle eingliedern. Es handelt sich hier nicht um ein Spiel der subjektiven Willkür sondern um um ein Ringen um echtes erkennen, das seinen Gegenstand einen Zuwachs an objektivem Gehalt verleiht.

Die allein Heilslehre bezeugt sich in dem ganzen Bau seiner geistigen Schöpfung wie durch Steinmetzzeichen, und es mag uns genügen auf unserer Wanderung vor der einen oder anderen dieser Chiffren einen Augenblick zu verweilen. Befinden der Kreis-und Kugelsymbole („Kreise“ ist der Titel eines Emerson-Essays ). Emerson verfolgt älteste esoterische Weisheiten und bezieht sich auf moderne Geheimwissenschaften und auf spirituelle Umdeutung naturphilosophischer Begriffe und logischer Formeln. All diese Dinge sind Exponenten einer mystischen Erkenntnislehre, eines auf intellektuelle Anschauung gründenden Wissens eines geheimen Königswegs des Geistes.

Curtius: „die Weisheit Emersons lehrt uns, die Richtpunkte unserer Weltansicht und unserer Lebensführung aus dem Gehalt dieser ewig Augenblicke zu nehmen. Das Leben als Ganzes gibt uns eine Fülle widerstreitender Impulse, gegensätzliche Stimmungen, unvereinbare Gesichtspunkte. Jeder Trieb hat Belize sagt, seine Perspektive jede Gefühlslage und jede Sphäre des Geistes hat eine ihr entsprechendes Weltanschauungsschema jede Seite unsere Natur kann den Grund eine Lebensansicht bilden, die davon alles unter ihren Gesichts Winkel bringt. Von allen diesen Möglichkeiten wählen wir halb bewusst halb unbewusst eine aus die dann beherrschende Habitus unseres Geistes und unseres Lebensgefühls wird.(195)

bei Emerson tritt der Blatttourismus aus Kreuzgang und Heiligtum hinaus ins Freie, in die Sonne, in blaue Weizen. Sein Naturgefühl ist nicht elegisch nicht sentimentale Tisch es ist ein eintauchen in die Kraft die Reinheit die gesundheitsblöden Lebens.

 

Was machen wir mit dieser Gegenüberstellung von Balzac und Emerson, in der Curtius ja doch so eine Art sozialphilosophischer Erneuerung zu begründen sucht: Lebensphilosophie auf praktische Art der Kraft und Willensbildung im Einzelnen; eine Einheit schaffend, ein bindendes Zusammenleben bei gleichzeitiger Betonung lebendiger Anschauungsweisen des Einzelnen Werdens. Auch hier ein zusammen Denken, unbewusst oder nur zur Hälfte, den Gesetzen der symbolischen Gegenwärtigkeit folgend. Alles still war schweigend und klein, praktisch im Alltag und zugleich aufbrechen und und Kräfte des Geistes und Lebensgefühls produzierend.


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